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Card Sortings - nutzerzentrierte Informationsarchitekturen konzipieren

Card Sortings - nutzerzentrierte Informationsarchitekturen konzipieren

Methoden

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Veronika
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June 17, 2023


Card Sorting lässt Nutzer:innen die Hierarchie von Informationen in einer Anwendung nach ihren Bedürfnissen anordnen. Die Methode zeigt demnach, welche Informationen in welcher Reihenfolge verständlich und nützlich für die Nutzer:innen erscheinen.


Die Grundidee besteht darin, dass Teilnehmer:innen Inhaltskarten in Gruppen sortieren und in eine Rangfolge bringen, die für sie die größte Hilfe bietet. Neben der bevorzugten Anordnung wird bei einem Card Sorting auch deutlich, was User:innen unter den entsprechenden Seitentiteln verstehen. Da den User:innen nur begrenzte Informationen zur Verfügung stehen müssen sie die Begriffe für sich interpretieren. Es kann folglich sehr gut überprüft werden, wie verständlich das Wording für die User:innen ist.

Ziel von Card Sortings ist es folglich, Einblicke in die Denkweisen und Bedürfnisse der Nutzer:innen zu gewinnen, um die Informationsarchitektur und Seitentitel entsprechend anpassen zu können.


Card Sorting ist eine sinnvolle Methode, wenn

..die Struktur einer bestehenden Website oder Anwendung neu gedacht werden soll, um die Nutzererfahrung zu verbessern.

…eine neue Website oder ein neuer Bereich aufgesetzt wird und vorab geprüft werden soll, welche Struktur den meisten Mehrwert für die Nutzer:innen schafft.


Welche Arten von Card Sorting gibt es?


Offenes Card Sorting: Probanden organisieren die Karten in Gruppen, die sie selbst definieren.

Geschlossenes Card Sorting: Probanden organisieren die Karten in vordefinierten Gruppen.

Hybrides Card Sorting: Mischung aus vorgegebenen und selbstdefinierten Gruppen und Strukturen.


Welche Art des Sortings sich am besten anbietet, hängt davon ab, wieviel (technischer) Freiraum bei der Umsetzung besteht: Gibt es bereits vordefinierte Strukturen, die zum aktuellen Zeitpunkt nicht verändert werden können, sollte sich das im Card Sorting widerspiegeln.

Unsere Top 3 Tipps zum reibungslosen Ablauf

Card Sorting ist grundsätzlich sehr einfach umzusetzen, da keine High Fidelity Design Elemente benötigt werden und man entweder remote auf einem simplen Whiteboard zusammenarbeitet oder mit tatsächlichen Kärtchen aus Papier. Es gibt jedoch (vor allem beim remote Testing) ein paar Besonderheiten, an die man beim ersten Card Sorting vielleicht nicht denkt:

  1. Technische Versiertheit der Teilnehmer:innen bedenken

Nicht alle Probanden werden mit allen möglichen Whiteboard Tools vertraut sein. Wir verwenden am liebsten Miro, was wahrscheinlich den höchsten Bekannheitsgrad hat, aber auch da gibt es ein paar Stolpersteine zu beachten. Als Moderator:in sollte man mit allen möglichen Konstellationen vertraut und auf sie vorbereitet sein: Welche Betriebssystem/Browser Kombination benutzt der Proband? Welche Besonderheiten bringt das mit? Wird über Trackpad oder Maus navigiert? Was sind die wichtigsten Keyboard-Shortcuts? Da wir die Probanden nur über unsere Stimme leiten können, sollten wir als Moderator:innen alle möglichen Tipps und Hilfestellungen parat haben um einen entspannten Ablauf zu ermöglichen.

  1. Karten einfach aussortieren lassen

Egal ob im offenen oder geschlossenen Card Sorting, die Probanden sollten immer die Möglichkeit haben, Karten gar nicht einzusortieren, wenn es in ihrem mentalen Modell keinen Platz dafür gibt. Am besten kreiert man dafür am Board einen dezidierten "Parkplatz" um den Teilnehmern immer vor Augen zu halten, dass wir nichts erzwingen möchten. So stellen wir nicht nur sicher, dass die Probanden tatsächlich frei entscheiden, sondern erhöhen auch die Qualität der Ergebnisse.

  1. Meinung ändern erlauben!

Karten umzusortieren, wenn man merkt, dass sie doch nicht so gut passen, sollte immer möglich sein. Hier ist (wie so oft) besonders wichtig, dass die Probanden laut mitdenken, damit wir verstehen, was sie dazu gebracht hat, ihre Zuordnung nochmal zu überdenken. Da wir unsere Card Sortings auch immer per Video aufzeichnen, geht auch der erste Instinkt der Teilnehmer nicht verloren, auch wenn er im finalen Bild nicht mehr abgebildet ist. Extra-Tipp: Am besten zu Beginn ankündigen, dass man als Moderator evtl. auch kleine Notizen hinterlässt am Board, dann kann man in solchen Situationen auch einen Hinweis als kleines Post-it hinterlassen.

Mit diesen drei Tipps wird CardSorting nicht nur nützlich, sondern macht auch Spaß! Unserer Erfahrung nach freuen sich auch die Probanden immer sehr, selbst Dinge zusammensetzen und nach ihren Vorstellungen bauen zu dürfen.


Life is too short for bad products.